100 Jahre Frauenwahlrecht sind ein guter Grund für Aufbruchstimmung
„Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft“ Diese Worte des preußischen Staatsmannes Wilhelm von Humbold sind ein Aufforderung. Sie schärfen das Bewusstsein für die Bedeutung des 100. Jahrestages für das Frauenwahlrecht im Blick auf unsere Weiterentwicklung, für die Aufforderung, nicht nachzulassen. Denn das Wahlrecht zu erlangen, das uns Frauen heute so selbstverständlich ist, ist erst der erste Schritt gewesen. Das Ziel einer Parität der politischen Vertreter ist noch lange nicht erreicht.
Darum ist der von mir als Vorsitzende der Frauen Union im Bezirk Aachen initiierte Erinnerungstag im Jülicher Kulturbahnhof so wichtig.
Wichtig ist die Dankbarkeit gegenüber den mutigen und unnachgiebigen Frauen Anfang des 20. Jahrhunderts die es nicht als „Göttliche Ordnung“ ansahen, dass Frauen hart arbeiteten, Miternährerinnen waren, den Haushalt führten die – oft – vielen Kinder erzogen und sich dennoch ihren Männern untergeordneten. Frauen haben sich vernetzt und unterstützt und trotz Rückschlägen für die Rechte der Frauen gekämpft! Das ist das Entscheidende, was wir heute von gestern ebenfalls lernen können – und, dass wir es letztlich nur im Verbund mit den Männern können, die uns Frauen unterstützen.
August Bebel war einer der ersten Feministen und er sagte: „Wenn nur die Gruppe der Frauen aufgestanden wäre, hätte das sicherlich nicht zur Einführung des Frauenwahlrechts geführt!“ Das ist wahr. Aber wir müssen dieses Recht auch geltend machen. Das können wir nur, wenn wir nicht nur zur Wahl gehen, sondern uns auch zur Wahl stellen.
In den letzten Jahrzehnten haben sich die gesellschaftlichen Vorstellungen deutlich gewandelt.
Ende letzten Jahres waren 71 % der Frauen erwerbstätig – 12 % mehr als 2005! Elternzeit, Elterngeld, Rechtsanspruch auf einen KiTa-Platz erleichtern es den Müttern, wieder in den Beruf einzusteigen. Und es sind aber eben auch Rahmenbedingungen für Männer hinzu gekommen, denn Gleichberechtigung wird nur, wenn beide ihr Rollenverhalten ändern, überhaupt möglich.
Wir können Fairness und Gerechtigkeit es nur miteinander – nicht gegeneinander erreichen!
In der nordrhein-westfälischen CDU Landtagsfraktion sind wir von 72 Abgeordneten 17 Frauen. Das ist weniger als ein Viertel.
In der Bundestagsfraktion liegt der Frauenanteil in unserer Fraktion bei unter 20 %, der Anteil der weiblichen Abgeordneten im Bundestag bei 30,7 %. den Durchschnitt heben die Linken und Grünen. 23 % im Jülicher Stadtrat und 33 % im Kreistag. Und auch heute ist noch viel Luft nach oben.
Ich wünsche mir, dass es selbstverständlich wird, dass Frauen und Männer Erwerbs-, Erziehungs- und Hausarbeit gleichberechtigt aufteilen und niemand aufgrund seines Geschlechts in eine bestimmte Rolle oder Aufgabenverteilung gedrängt wird.
Ich wünsche mit 50 % Frauen und Männer in Parlamenten.
Und ich wünsche mir, dass das alles nicht weitere 100 Jahre auf sich warten lässt. Denn die Gleichstellung von Frau und Mann ist ein wichtiger Indikator dafür, ob und wie gerecht eine Gesellschaft ist.
Der Anfang ist gemacht: Mit den Frauen, die an der Veranstaltung 100 Jahre Frauenrecht teilgenommen haben, ist ein erster Impuls erreicht worden. Es geht weiter! Darauf haben wir uns noch an diesem Abend verständigt. Bei einer zweiten Veranstaltung im März, die wir derzeit erarbeiten, werden wir die Diskussion fortsetzen. Das Thema „Mehr Frauen in Politik und Verwaltung“ wird aufgegriffen. Denn das ist das Ziel der Frauen Union! Und dafür möchte ich mich gemeinsam mit Ihnen einsetzen.
Wer Lust hat, mitzudenken, soll sich gerne bei mir melden.