Unsere Bewerbung um das erste Yad-Vashem-Education-Center außerhalb Israels –

und warum mir dieses Projekt persönlich so wichtig ist

Yad Vashem – Bedeutung und Ursprung

Der Name „Yad Vashem“ (יָד וָשֵׁם) stammt aus dem Hebräischen und bedeutet wörtlich

„Ein Denkmal und ein Name“ – sinngemäß: „Ein Ort des Gedenkens und des Namens“.

Seine Herkunft hat dieser Name im Buch Jesaja (56,5):

„Ich will ihnen in meinem Hause und in meinen Mauern ein Denkmal und einen Namen geben …“

Schon dieser biblische Ursprung verdeutlicht den tiefen Sinn von Yad Vashem:

Erinnerung ist nicht anonym – sie ist persönlich, konkret und unlösbar mit dem Namen jedes einzelnen Menschen verbunden.

Bedeutung von Yad Vashem heute

Yad Vashem ist der offizielle Name der israelischen Holocaust-Gedenkstätte in Jerusalem und das weltweit bedeutendste Zentrum für das Gedenken an die Shoah. Die Institution steht für:

  • das Gedenken an die sechs Millionen ermordeten jüdischen Männer, Frauen und Kinder,
  • die Bewahrung ihrer Namen, Gesichter und Lebensgeschichten,
  • die wissenschaftliche Dokumentation des Holocaust,
  • sowie die Ehrung der „Gerechten unter den Völkern“ – jener Nichtjuden, die unter Lebensgefahr Juden gerettet haben.

Der Name bringt diesen Auftrag in einzigartiger Würde auf den Punkt:

Kein Opfer soll namenlos bleiben.

Erinnerung als Entscheidung – Bildung als Pflicht

Dem Selbstverständnis von Yad Vashem entspricht der Gedanke, dass Erinnerung keine Selbstverständlichkeit ist, sondern eine bewusste Haltung. In diesem Geist steht das vielfach zitierte Wort:

Sich zu erinnern ist eine Entscheidung.

Doch das Erinnern weiterzugeben, ist unsere Pflicht.“

(zugeschrieben dem Geist von Yad Vashem, u. a. nach Elie Wiesel)

Und weiter von mir, in verdichteter Form:

Wir entscheiden uns zu erinnern –

damit das Vergessen keine Zukunft hat.“

Diese Worte fassen den Kern von Yad Vashem zusammen:Erinnerung ist nicht nur Rückschau – sie ist Auftrag für Gegenwart und Zukunft.

Kurze Historische Einordnung

Yad Vashem wurde 1953 durch den Staat Israel als nationales Holocaust-Mahnmal gegründet. Es vereint Gedenkstätte, Archiv, Forschungszentrum und pädagogische Einrichtung in einzigartiger Weise.

Der Holocaust-Überlebende und Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel war nicht Gründer von Yad Vashem, aber eine der bedeutendsten moralischen Stimmen des weltweiten Erinnerns. Sein Wirken ist eng mit dem Bildungsauftrag verbunden, den Yad Vashem bis heute verkörpert.

Das Leitmotiv „Erinnern als Entscheidung – Lehren als Pflicht“ ist tief im Selbstverständnis von Yad Vashem verankert, auch wenn es in unterschiedlichen sprachlichen Fassungen überliefert ist.

Nordrhein-Westfalen und die Bewerbung um das erste Yad-Vashem-Education-Center außerhalb Israels

Die Bewerbung Nordrhein-Westfalens um die Ansiedlung des ersten Yad-Vashem-Education-Centers außerhalb Israels ist für mich weit mehr als ein Standortprojekt. Sie ist Ausdruck unseres Selbstverständnisses als Land, unserer historischen Verantwortung – und meines ganz persönlichen Engagements für eine lebendige, wirksame Erinnerungskultur.

Dass Yad Vashem erstmals in seiner Geschichte ein solches Zentrum außerhalb Israels plant – und dies ausgerechnet in Deutschland, im Land der Täter –, ist ein außerordentlicher Schritt. Er ist Ausdruck großen Vertrauens und zugleich Ausdruck hoher Erwartungen.

Dass Nordrhein-Westfalen zur engen Auswahl der möglichen Standorte gehört, ist eine große Chance – vor allem aber eine große Verantwortung.

Ich bin zutiefst überzeugt:

Nordrhein-Westfalen ist der richtige Ort.

Warum Nordrhein-Westfalen der richtige Ort ist

Unser Land bringt einzigartige historische, gesellschaftliche und institutionelle Voraussetzungen für ein solches Education Center mit:

  • Jüdisches Leben wurde in Deutschland erstmals hier in Köln urkundlich bezeugt – vor über 1.700 Jahren.
  • Heute lebt in Nordrhein-Westfalen die größte jüdische Gemeinschaft Deutschlands.
  • Von hier aus wurden früh Beziehungen der Versöhnung mit Israel aufgebaut.
  • Diese Beziehungen sind heute institutionell fest verankert, unter anderem durch das Landesbüro Nordrhein-Westfalen in Israel, das einzige seiner Art unter den Bundesländern und zugleich das größte.
  • Die Kooperation mit Yad Vashem gehört zu den ältesten und engsten Partnerschaften dieser Art weltweit.

Diese Verbindung ist keine Symbolpolitik. Sie ist gelebte Praxis:

Nordrhein-Westfalen entsendet seit Jahren Lehrkräfte, Polizistinnen und Polizisten, Staatsanwältinnen und Staatsanwälte zu Fortbildungen und Begegnungen nach Israel. Es geht nicht um wohlklingende Erklärungen – es geht um konkrete, wirksame Bildungs- und Erinnerungsarbeit.

Die bestehende Kooperation wurde unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsident Hendrik Wüst und Yad-Vashem-Präsident Danny Dayan noch einmal ausdrücklich bekräftigt und fortgeschrieben.

Beste Voraussetzungen für maximale Wirksamkeit

Nordrhein-Westfalen bietet durch seine Vielfalt, seine dichte Bildungslandschaft, seine Sicherheitsstrukturen und seine internationale Vernetzung ideale Rahmenbedingungen für ein Yad-Vashem-Education-Center.

Eingebettet in eine dichte Landschaft von Gedenkstätten, Bildungsorten und zivilgesellschaftlichen Initiativen könnte ein solches Zentrum hier seine größte Wirkung entfalten – über Ländergrenzen hinweg.

Von Beginn an war dabei klar:

Dieses Projekt soll nicht spalten, sondern verbinden – gesellschaftlich, religiös, politisch und international.

Aktive Unterstützung durch die Landesregierung

Die Landesregierung Nordrhein-Westfalen hat dieses Projekt von Anfang an aktiv begleitet und unterstützt. Bereits im Sommer 2023 wurde bei einem Besuch in Yad Vashem die grundsätzliche Bereitschaft und das ernsthafte Interesse unseres Landes deutlich gemacht.

Seitdem wurden entscheidende Schritte eingeleitet:

  • Der politische Auftrag ist im Koalitionsvertrag verankert.
  • Die haushalterischen Voraussetzungen wurden geschaffen.
  • Ein Delegationsbesuch aus Yad Vashem in Nordrhein-Westfalen steht unmittelbar bevor.

Die Staatskanzlei bereitet diesen Besuch gemeinsam mit den Ressorts für Schule, Familie, Kultur, Inneres und Finanzen vor. Ein besonderer Dank gilt der Antisemitismusbeauftragten des Landes, Silvia Löhrmann, die sich in außergewöhnlicher Weise persönlich für dieses Projekt engagiert.

Breiter gesellschaftlicher Rückhalt

Von großer Bedeutung ist der außerordentlich breite gesellschaftliche Konsens, der dieses Vorhaben trägt.

Beim jüngsten Besuch in Yad Vashem bekannten sich:

  • Religionsgemeinschaften – auch muslimische Vertreter,
  • Arbeitnehmervertretungen,
  • Gedenkstätten
  • sowie zahlreiche zivilgesellschaftliche Akteure

klar dazu, dass Nordrhein-Westfalen ein verlässliches Zuhause für dieses Projekt sein will.

Auch die geschlossene Unterstützung aller drei Staatsgewalten wurde sichtbar – unter anderem durch den Besuch von Landtagspräsident André Kuper gemeinsam mit einer hochrangigen Delegation einschließlich der Präsidentin des Verfassungsgerichtshofs.

Ein Leuchtturm der Erinnerung – ein Ort des Lernens

Natürlich sind noch Fragen zu klären:

  • zur pädagogischen Ausgestaltung,
  • zur Einbindung in die bestehende Gedenkstättenlandschaft,
  • zur Sicherheit,
  • zur Infrastruktur,
  • und zur detaillierten Finanzierung.

Doch das Ziel ist eindeutig:

Ein Yad-Vashem-Education-Center in Nordrhein-Westfalen wäre ein Leuchtturm der Erinnerungskultur weit über Deutschland hinaus – im Zentrum Europas.

Vor allem wäre es ein Ort des Lernens:

für Schülerinnen und Schüler,

für alle Besucher,

für Lehrkräfte,

für Polizei, Justiz und Verwaltung,

und für unsere gesamte Zivilgesellschaft.

Ein Ort, an dem sehr konkret wird, was aus dem „Nie wieder“ folgt:

Verantwortung – heute und morgen.

Der Antrag ist ein starkes Signal nach Israel und in unsere Gesellschaft

Der fraktionsübergreifende politische Rückhalt unterstreicht die Ernsthaftigkeit dieses Vorhabens. Er ist ein Signal:

  • nach Israel,
  • nach Yad Vashem,
  • an die jüdischen Gemeinden,
  • und an alle, die sich fragen, wie Holocaustbildung gelingen kann, wenn die letzten Zeitzeuginnen und Zeitzeugen der Shoah einmal nicht mehr sprechen können.

Diese Bewerbung zeigt:

Nordrhein-Westfalen meint es ernst mit dem Kampf gegen Antisemitismus.

Und sie zeigt ebenso — warum mir dieses Projekt persönlich so wichtig ist:

Weil Erinnerung niemals Vergangenheit allein sein darf.

Sie ist Auftrag an uns — hier und heute.