Es kann wieder gefeiert werden! Ich freue mich sehr, zum ersten „richtigen“ Schützenfest seit drei Jahren Schirmherrin der St. Sebastianus-Schützenbruderschaft Lich-Steinstraß zu sein.
Was für ein prachtvolles Bild hat sich im Andreashaus geboten: Festlich gekleidete Schützen und ihre Begleitungen sind gekommen, um sich, ihre Bruderschaft und die Gemeinschaft zu feiern.
Menschen, die sich für die Gesellschaft und über die eigenen Bedürfnisse hinaus engagieren sind die Bindeglieder, die unsere Gemeinschaft zusammenhalten – und nicht nur das: Sie sorgen für Geselligkeit, Zusammengehörigkeitsgefühl und Zugehörigkeitsgefühl. Das ist besonders notwendig, wenn Heimat verloren geht und neue Heimat gewonnen werden muss.
Lich-Steinstraß – der Ort steht im Jülicher Land für die Fähigkeit eines gelungenen Neuanfangs, Menschen zusammenzuführen und neue Heimat zu geben: Als die Umsiedlung der zwei Dörfer durch den Tagebau Hambach notwendig wurde, wuchsen sie zwischen 1981 und 1991 zu einem neuen, gemeinschaftlichen Stadtteil zusammen. Es ist gelungen, hier einen gemeinsamen Herzschlag zu finden. Heute, 40 Jahre nach der Umsiedlung klingt er wie einer. Eine großartige Leistung! Wandel gestalten und Traditionen erhalten gehören an und in diesem Ort unmittelbar zusammen.
Einen wichtigen Anteil daran hat die St. Sebastianus-Schützenbruderschaft, die die Namen beider Orte vereint. Heute haben wir hier das Schützenfest zum 175. Jubiläum der Bruderschaft gefeiert, zu der selbstverständlich inzwischen Schützenschwestern gehören. Ein besonderer Glückwunsch geht an die zu Christi Himmelfahrt ermittelten Majestäten: Schülerprinzessin Marla Voike, Prinzessin Daria Muders, den Ehrenkönig Rainer Winters sowie die Schützenkönige Hubert Kieven mit seiner Frau Gaby.
Gratuliert habe ich aber auch dem Verein als Gemeinschaft: Ihm ist es nicht nur gelungen, die Bruderschaft zu erhalten, es gelingt, sie in die Zukunft zu führen: Der Generationswechsel wurde gut vorbereitet und so steht die neue „Garde“ nach der Staffelstab-Übergabe mit Unterstützung der bewährten Kräfte als Perspektive für die nächsten erfolgreichen Jahre. Eben Verbindungen schaffen: Wandel gestalten und Traditionen erhalten!
Das Verbindende ist es auch, wofür der Patron Sebastianus steht: Der Heilige wird in der katholischen Kirche verehrt, außerdem in der orthodoxen und der evangelischen Kirche – ein ökumenischer Heiliger also. Und wie Sebastianus verbindet, verbinden die Schützen in Lich-Steinstraß: Junge wie Alte, Alt-Eingesessene wie Zugezogene – und sogar über die Vereine hinweg. Die Bruderschaft ist zu Recht stolz auf die engagierten jungen Menschen, die Verantwortung übernehmen, um Kultur und Heimat weiter zu leben und weiterzugeben.
Wichtig für Traditionen sind auch Symbole. So freue ich mich besonders, dass durch das NRW-Förderprogramm „Heimat Check“ die Vereinsfahne restauriert werden konnte und jetzt wieder in neuem Glanz – wirklich und im übertragenen Sinne – hochgehalten werden kann. Dass ich sie übergeben konnte, ist mir Freude und Ehre zugleich. Und nicht das einzige „Geschenk“, das ich zum Jubiläum mitbringen konnte: Zum 175-jährigen Jubiläum konnte ich die Ehrenplakette des Landes NRW überreichen. Sie wird künftig an unsere Verbundenheit erinnern.
Es ist mir ein besonderes Anliegen, das Schützenwesen als Verbindung von Tradition und Moderne immer wieder hervorzuheben. Die in Schützenvereinen und Bruderschaften aktiven Frauen und Männer machen mit ihrem Bürgersinn, ihrer Heimatliebe und ihrem Gemeinschaftsgeist unser Land reicher und schöner. Das bürgerschaftliche Engagement spielt eine so wichtige Rolle für den Zusammenhalt der Gesellschaft hat und kann nicht genug Wertschätzung erfahren.