Erkenntnisreiches Hintergrundgespräch beim 10. „LIL – Leibnitz im Landtag“

In den direkten Dialog zu treten, ist mir ein wichtiges Anliegen. Darum war es ein besonderes Vergnügen, dass – mittlerweile im zehnten Jahr in Folge – renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den nordrhein-westfälischen Instituten der Leibniz-Gemeinschaft in den Landtag kamen, und ich die Gelegenheit hatte, ein intensives Gespräch mit Dr. Ralph Peters zu führen. Unser Thema: Die Biodiversität.

Das Insektensterben benannte Herr Dr. Peters als ein großes Problem. Es habe in Mitteleuropa inzwischen Ausmaße erreicht, die durchaus als alarmierend zu bezeichnen seien. Dabei sind Insekten weltweit für die Funktionalität unserer Ökosysteme unerlässlich – so unerlässlich, dass der Experte vom Zoologischen Forschungsmuseum Alexander König den Verlust an Biodiversität für folgenschwerer erachtet als die Veränderungen im Zuge des Klimawandels. Der Grund: Die Bestäubungsleistung, die Stabilität der Lebensräume bei Umweltveränderungen, die natürliche Samenausbreitung und damit die Regenerationsfähigkeit von Ökosystemen nehmen ab und nicht zuletzt gehen genetische Reservoirs und die Vielfalt für die Artenentwicklung sowie für die Züchtung verloren.

Dieser Rückgang ist messbar – verschiedene Forschungsprojekte dokumentierten, dass schätzungsweise bis zu 75 Prozent der Insekten in den deutschen Schutzgebieten innerhalb der letzten 30 Jahre verlorengegangen seien. 15 Prozent des Vogelbestandes ist im gleichen Zeitraum zu beklagen. Rund 40 Prozent der Pflanzenarten, von den ursprünglich rund 350 vertretenen Arten auf intensiv bewirtschafteten Äckern NRWs sind mittlerweile auf der „Roten Liste“. Gegenmaßnahmen wie das „Aktionsprogramm Insektenschutz“ der Bundesregierung lobte Herr Dr. Peters als einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung.

Foto: PPP

Ein zweites Thema war die „Rekultivierung“. Hier sind wir im Rheinischen Revier mit der Forschungsstelle Rekultivierung unter der Leitung von Gregor Eßer bereits sehr weit voran gekommen und haben mit den Rekultivierungsgebieten der Tagebaue große Flächen, die Modellcharakter im Bereich der Forschung haben. Hier sieht auch Herrn Dr. Peters enormes Potential – sowohl für die Rekultivierungsforschung als auch für die Biodiversitätsforschung – und will mir gerne weitere Informationen zur Verfügung stellen. Diese beiden Forschungsfelder will ich in Zukunft intensiver „beackern“.

Übrigens:

Das Zoologische Forschungsmuseum Alexander König – Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere, als eines der größten naturgeschichtlichen Forschungsmuseen in Deutschland, besteht bereits seit 1934 und befasst sich seit vielen Jahren mit der Dokumentation, Erforschung und Erklärung von Artenvielfalt. Seit vielen Jahren wird es sowohl vom Bund als auch vom Land unterstützt und erhält im Landeshaushalt 2020 nochmals einen Zuschuss von rund 21 Millionen Euro zur räumlichen Erweiterung.